١١.٣.٠٤

Kampf iranischer Künstler gegen die Politik

11.03.2004 Berlin (AP) «Ich habe mein Herz aus dem Körper gerissen, um es der Öffentlichkeit zu zeigen». Mit diesen Worten beschreibt der iranische Schriftsteller Abbas Maroufi den Charakter seines neuen Buches. Mit der Literatur verarbeitet er seine Vergangenheit in Iran, die von politischer Kontrolle und Zensur geprägt war. Maroufi ist nur einer der Künstler, die sich in ihren Werken mit der Brisanz der politischen Entwicklung in Iran auseinandersetzen. Einige von ihnen nehmen an der Veranstaltungsreihe «Entfernte Nähe» vom 19. März bis 9. Mai im Haus der Kulturen der Welt in Berlin teil.Die Lebensgeschichte Maroufis liest sich selbst wie ein Roman. 1990 gründete er die Kulturzeitschrift «Gardun», die schnell zum wichtigsten Forum iranischer Intellektueller wuchs. Doch sein politisches Engagement als Journalist wurde bald als «Beleidigung des Islams» angesehen. Der Zeitschrift «Gardun» wurde 1996 die Lizenz entzogen. Maroufi wurde mehrfach angeklagt und schließlich sogar zum Tode verurteilt. Sein Leben hat er der Intervention des damaligen Kulturministers Mohammed Chatami zu verdanken.Trotz der negativen Erfahrungen fühlt sich Maroufi, der seit einigen Jahren in Berlin wohnt, mit seiner Heimat verbunden: «Mein Körper ist in zwei Hälften geteilt, die eine ist hier, die andere immer noch im Iran.» In der Kunst spreche er eine ähnliche Sprache, wie seine Kollegen, die dort geblieben sind.Die Veranstaltungsreihe «Entfernte Nähe» soll die neue iranische Kunstsprache zeigen, die sich weit von der persischen Tradition entfernt hat und ihre Grenzen innerhalb enger politischer Vorgaben erweitert. Es werden Werke aus den Bereichen Literatur, Film, Musik, Theater und Jugend gezeigt. Vor allem die Theaterstücke versuchen durch extreme Darstellungen Grenzen zu überschreiten.«Wir haben sehr viele Produktionen, die an den Rand des Möglichen gehen», sagt Johannes Odenthal, der für den Theaterbereich bei «Entfernte Nähe» zuständig ist. In dem Stück «Home is in our past» werde beispielsweise durch die Metaphorik eines Schlammbassins die iranische Gesellschaft nachgezeichnet. «Die Theaterstücke setzen sich oft mit der Vergangenheit auseinander, vor allem mit den traumatischen Ereignissen der Iran-Irak-Kriegs», weiß Odenthal.Ein Beispiel für die Reaktionen auf die politische Situation in Iran sind auch die Werke von Paratou Forouhar. «Es ist wichtig, dass die Ausstellung alle Konflikte thematisiert und die gesamte Problematik des Iran aufgreift», sagt sie. Man solle keine Harmonie suchen, die keine ist. Forouhar verarbeitet in ihrer Installation «Bemusterung» den Mord an ihren Eltern, die als oppositionelle Politiker für die Trennung von Staat und Religion kämpften. «Irgendwann habe ich angefangen um den Begriff Heimat eine Illusionsburg zu bauen. Und seitdem wächst meine Heimat unsichtbar und schön in meinen Gedanken», sagt die 41-Jährige.Auch Mohammad Reza Mortazavi hat heute einen anderen Blick auf seine Heimat, den Iran. «Ich habe versucht neue Sichtweisen auf die Welt zu bekommen und diese auf mein Tombak zu übertragen», sagt der Komponist. Er ist einer der Musiker, der traditionelle Instrumente modernisiert hat. Mit seinen Stücken steht er inzwischen nicht mehr so im Fadenkreuz der iranischen Zensur. Das Musikverbot nach der iranischen Revolution wurde inzwischen etwas gelockert.Die Rockband O-Hum hat es da nicht so leicht. Sie gilt als die beste Band des Irans mit dem Potenzial, Stadien zu füllen - obwohl sie bis auf ein Geheimkonzert nie auftrat und ihre Songs nur im Internet zu hören sind.